Ergebnisse 2024

Das Chancenbarometer

Digitalisierung und Energieversorgung bergen vor allem Chancen
Das Chancenbarometer zeigt auf, welche politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen die Bevölkerung beschäftigen. Für ausgewählte Themenbereiche wird zum einen danach gefragt, ob der jeweilige Bereich Chancen für Neues bietet, und zum anderen, wie gross der Handlungsbedarf ist. Am meisten Chancenpotenziale macht die Schweizer Bevölkerung bei der Digitalisierung und der Energieversorgung aus. Auch beim Arbeitskräftemangel vermag die Bevölkerung Chancen zu erkennen.

Finanzierung der Gesundheitskosten ist dringendstes Problem
Das Verdikt für das Jahr 2024 ist deutlich: Dort wo die Politik am meisten ansteht, bei der Finanzierung des Gesundheitswesens, sieht auch die Bevölkerung den dringendsten Handlungsbedarf.

« Das Ringen um Wachstum in der Schweiz ist ein komplexer Prozess, der Weitsicht und Offenheit erfordert. Das Chancenbarometer 2024 hebt die Notwendigkeit hervor, wirtschaftliche Prosperität mit nachhaltigen Lösungen zu verbinden. »
Jobst Wagner
Stiftungsratspräsident LARIX Foundation. Innovation matters.
Initiant StrategieDialog21
Vertrauen ist intakt

Die Schweizer:innen haben ein überdurchschnittliches Vertrauen in ihre Institutionen, misstrauen jedoch der EU.

Chancenbarometer 2024: Rechtssystem
Chancenbarometer 2024: Rechtssystem
Chancenbarometer 2024: Parlament
Chancenbarometer 2024: Parlament
Chancenbarometer 2024: EU
Chancenbarometer 2024: EU
Zuwanderung verunsichert

Die Bewertungen von Chancen und Handlungsbedarf blieben sehr stabil, zum Teil auf hohem Niveau. Doch ein Bereich schert aus: die Zuwanderung. Das Thema bewegt: Der Handlungsbedarf steigt, der Chancenblick sinkt – Lösungen sind gefragt!

Chancenbarometer 2024: Zuwanderung verunsichert
Chancenbarometer 2024: Zuwanderung verunsichert
Chancenbarometer 2024: Finanzierung Gesundheitskosten
Chancenbarometer 2024: Finanzierung Gesundheitskosten
Chancenbarometer 2024: Schweiz-EU, Bilaterale
Chancenbarometer 2024: Schweiz-EU, Bilaterale
10-Millionen-Schweiz: Chancen und Herausforderungen

Bei den Auswirkungen der Zuwanderung dominieren Herausforderungen. Doch es werden auch Chancen wie AHV und Multikulturalität gesehen.

61%
sind gegen ein Zuwanderungsverbot.
Besorgt, aber zuversichtlich

Die Schweiz ist ein Einwanderungsland. Die positiven Aspekte der Zuwanderung sieht die Bevölkerung vor allem im Wirtschaftswachstum. Doch die negativen Aspekte überwiegen, wobei diese vorwiegend im Bereich der Infrastruktur liegen.

Beunruhigung und Betroffenheit

65% fühlen sich beunruhigt von der Vorstellung einer 10-Millionen-Schweiz. Doch die persönliche Betroffenheit ist bei vielen geringer als die empfundene Beunruhigung.

Chancenbarometer 2024: Beunruhigung und Betroffenheit, Unterschiede nach Geschlecht
Chancenbarometer 2024: Beunruhigung und Betroffenheit, Unterschiede nach Geschlecht
Chancenbarometer 2024: Beunruhigung und Betroffenheit, Unterschiede nach Siedlungsart
Chancenbarometer 2024: Beunruhigung und Betroffenheit, Unterschiede nach Siedlungsart
Chancenbarometer 2024: Beunruhigung und Betroffenheit, Unterschiede nach Alter
Chancenbarometer 2024: Beunruhigung und Betroffenheit, Unterschiede nach Alter
« Besonders kritisch gesehen wird der Einfluss der Zuwanderung auf den Siedlungs- und Naturraum. »
Michael Hermann
Gründer und Leiter Forschungsstelle Sotomo
Die Realität ist anders, als viele denken

Die Befragten schätzen nicht nur die Zahl der Zugewanderten zu hoch ein. Sie machen sich auch ein falsches Bild davon, woher sie kommen. Die allermeisten haben auch das Gefühl, nicht von der seit langem anhaltenden Wachstumsphase zu profitieren. Der Wunsch nach weniger Zuwanderung statt starkem Wachstum ist weit verbreitet. Und doch soll die Schweizer Wirtschaft im gleichen Umfang wachsen wie bisher – das finden fast alle.

Gegensteuer erwünscht

Die Bevölkerung wünscht Massnahmen gegen die Zuwanderung. Doch darüber, was und wie reguliert werden soll, gehen die Meinungen weit auseinander.

Massnahmen mit überwältigender Zustimmung
Mehr ÖV:

Den öffentlichen Verkehr stärker ausbauen.

Arbeiten über das AHV-Alter hinaus:

Das inländische Arbeitspotenzial durch steuerliche Anreize für das Arbeiten über das AHV-Alter hinaus besser abschöpfen.

Mehr Kitas:

Das inländische Arbeitspotenzial besser nutzen, indem Kitas stärker gefördert werden.

Massnahmen mit mehrheitlicher Ablehnung
Offene Grenzen:

Keine Beschränkung der Zuwanderung, da sie sich von selbst reguliert.

Einführung einer Lenkungsabgabe auf Wohnraum:

Wer mehr Wohnraum/Quadratmeter nutzt, soll eine entsprechende Abgabe pro Jahr bezahlen.

Autobahnspur ab zwei Personen:

Reservierung einer Autobahnspur für Fahrzeuge mit mindestens zwei Personen.

Zuwanderungsverbot:

Gar keine Zuwanderung mehr zulassen.

« Der Schweiz droht ein schrumpfender Arbeitsmarkt, weil die Babyboomer in Rente gehen und die nachrückende Generation kleiner ist. Ohne ausreichende Zuwanderung könnte ein Arbeitskräftemangel den Wohlstand gefährden. »
Hendrik Budliger
Gründer und Leiter Demografik
Handlungsempfehlungen

Die Politik ist nun dringend gefordert, Lösungen zu erarbeiten. Es ist eine grosse Aufgabe, Transparenz darüber zu schaffen, was es heisst, wenn das Wirtschaftswachstum einer restriktiveren Einwanderungspolitik anzupassen wäre. Es gilt insbesondere auch aufzuzeigen, dass viele Engpässe im Wohnungsbau und in der Infrastruktur selbstverschuldet sind. Gerade hier ist Handeln angesagt.

1
Wachstumsschmerzen politisch ernst nehmen:

Die Folgen der starken Zuwanderung lassen sich nicht mehr schönreden. Praktisch alle Befragten wollen Massnahmen sehen. Die Politik muss Farbe bekennen und ernsthaft nach Lösungen suchen. Das Einwanderungsland Schweiz benötigt einen Umbau, der den aktuellen Zuzug dämpft und gleichzeitig qualitativ aufwertet sowie die Engpässe in der Infrastruktur behebt.

2
Dialogpflicht der Politik:

Nur wenige wollen die Zuwanderung abwürgen – und damit das Wirtschaftswachstum als Haupttreiber der Zuwanderung. Eine breite Diskussion über die Wechselwirkungen und Risiken einer enger gefassten Einwanderungspolitik ist nötig. Dabei sind auch die bald stark schrumpfenden Bevölkerungen in Europa im Auge zu behalten. Die Politik steht in einer Dialogpflicht mit den Bürger:innen des Landes.

3
Ausbau der Infrastruktur offensiver angehen:

Längst nicht mehr bestimmen kulturelle Ängste oder sogar Fremdenfeindlichkeit die Kritik an der Zuwanderung. Es sind in allererster Linie «technische» Dinge wie besonders der Wohnungsmangel sowie generelle Infrastrukturengpässe namentlich beim Verkehr, die für Ärger sorgen. Diese hausgemachten Probleme sind auf Fluten von Einsprachen, bürokratische Hindernisse und politische Nicht-Entscheide zurückzuführen. Hier müssen Lösungen ansetzen.

4
Inländisches Arbeitskräftepotenzial stärken:

Obwohl die Erwerbsquote in der Schweiz bereits hoch ist, gibt es Reserven, die mit richtigen Anreizen auszuschöpfen sind. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss verbessert werden, insbesondere durch die Förderung der familienergänzenden
Kinderbetreuung. Und durch die Abschaffung der Heiratsstrafe. Vorsorgeanpassungen können zudem das Arbeiten über das AHV-Alter hinaus fördern.

5
Schutzklausel mit EU aushandeln:

Mit gegen zwei Dritteln ist die Migration mit den Ländern der EU verbunden. Die EU könnte ein Teil der Lösung sein, wenn sie bereit ist, bei der Personenfreizügigkeit Konzessionen zu machen. Konkret geht es um die Schutzklausel im Rahmen der aktuellen Verhandlungen zum Rahmenvertrag. Im Idealfall wird eine Klausel gefunden, «die für die EU nicht zu weit geht und für die Schweiz weit genug» (NZZ).

Studie

Über die Studie

Schweizweit wurden im April 2024 6‘319 (DCH = 4‘493; FCH = 1‘554; ICH = 272) Bürger:innen befragt. Die Grundgesamtheit sind die Einwohner:innen der Schweiz ab 15 Jahren, die einer der Hauptsprachen mächtig sind. Alle Angaben wurden, im Sinne einer repräsentativen Abbildung, nach soziodemographischen Merkmalen anpassungsgewichtet. Das Panel setzte sich aus DemoSCOPE-Panel sowie online opt-in zusammen.

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