Alle wollen wir sie. Die Vielfalt. Sie, dieses Zauberwesen. Dieses bunte Ding. Vielfalt ist heiss begehrt. Kaum ein Tag vergeht, an dem sich nicht ein Zeitungsartikel darum bemüht, dieses Phänomen zu besprechen. Zu erklären, wie dieses „Löffelchen voll Zucker“ die Welt ein Stückchen besser macht.

Schon unsere Vorfahren wussten um die Bedeutung der Vielfalt. Und so ist diese in der Präambel der Bundesverfassung verankert: Vielfalt in der Einheit leben.

In der Vielfalt liegt die Kraft. Vielfalt macht uns aus. Uns, die Schweiz, uns als Menschen. Vielfalt erzeugt Kreativität und nachhaltige Lösungen.

Wir vom StrategieDialog21 (SD21) glauben an diese "Kollektive Intelligenz“. Durch die unterschiedlichen Erfahrungshintergründe und Blickwinkel können gemeinsam intelligente Lösungen gefunden und Entscheide getroffen werden.

Seit 2014 engagieren wir uns gesellschafts- und parteiübergreifend für eine offene, innovative, mutige und freiheitliche Schweiz. Statt auf Oberflächlichkeit setzen wir auf Meinungsbildung mit Substanz und die Bedeutung der Wissenschaft und Forschung; Für den Austausch zwischen Kultur, Medien, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, zwischen Alt und Jung quer durch die Gesellschaft schlägt unser Herz.

Der Ideenwettbewerb «Wunsch-Schloss» vereint unser Gedankengut und verschafft seit 2015 den Lösungen von Bürgerinnen und Bürgern politisches Gehör. Mit unserem Partner Swiss Venture Club (SVC) finden und fördern wir erfolgreich Projekte, die einen nachhaltigen Impact auf unsere Gesellschaft haben.

Als ich die Idee des «Wunsch-Schloss» vor 5 Jahren mit unterschiedlichen Persönlichkeiten besprach, kamen schnell Reaktionen wie: «Interessant, spannend. Aber…», «Meinst du wirklich, dass das funktioniert?», «Traum-Schloss?» oder «Wie willst du Partner dafür finden und Bürgerinnen und Bürger zum Mitmachen mobilisieren?».

Ich hätte zurückschrecken können. Denn es hätte scheitern können: Aus den ersten 70 eingereichten Ideen hätten die 10 von der Jury selektionierten Beiträge auf der Bühne versagen können. Oder das renommierte Publikum und der ebenso renommierte Politbeirat wären gelangweilt vom Schloss Thun heimgekehrt. Auch unsere damals noch junge Reputation des SD21 und deren Förderbeiräte hätten arg leiden können. Verantwortung und Druck waren gross.

Aber: Dank unbändiger Freude, die wir – der SVC und der SD21 – beim Aufbau des Ideenwettbewerbes spürten, dank den unterschiedlichen Erfahrungshintergründen und der gelebten Vielfalt im Projekt-Team wichen die Zweifel schnell. Klar, die Anspannung am Tag der ersten Austragung war riesig. Doch bereits nach der ersten Präsentation und den Reaktionen des Publikums wussten wir: es funktioniert.

Mit dem Wunsch-Schloss zeigen wir, was Vielfalt bewirken kann. Vielfalt leben wir bis ins kleinste Detail. So ist auch die Jury vielfältig bestückt und die Diskussionen vermutlich intensiver, ab und an «än Chrampf», die Selektion dafür aber auch umso durchdachter.

Vielfalt leben bedeutet, gegenseitig Respekt für Vorgehensweisen oder Blickwinkel zu zeigen. Es heisst auch, sich der Debatte zu stellen, die eigenen Argumente fundiert einzubringen und zuhören zu können. Vielfalt verlangt Sensibilität für andere Denkweisen. Vielfalt braucht auf den ersten Blick mehr als das ein einfacher Top-Down-Entscheid tut. Doch die Befriedigung und die Nachhaltigkeit des Resultates sprechen für sich.

Und genau deshalb widmen wir uns im Jubiläums-Jahr Lösungen zum Thema «Vielfalt». Der Entscheid der Jury ist gefallen, die zehn Finalisten stehen. Und so sehen wir auch dieses Jahr mit grosser Vorfreude dem Final-Tag entgegen, dem 18. Juni 2019.

Wie in den vergangenen Jahren erwartet auch den diesjährigen Sieger ein Treffen mit den Generalsekretären aller grossen Parteien. Gleichzeitig verschenken wir einen Reisegutschein, um die Idee in die Welt zu tragen und mit Inspiration, einem erweiterten Blick auf die Welt und in diverse Kulturen, zurückzukehren.

Interessant waren für mich in diesem Jahr die Reaktionen auf das «All around the world ticket». In gewissen Online-Posts zur Bewerbung des «Wunsch-Schloss» sprachen wir nicht von einem Reisegutschein, sondern von einer Flugmöglichkeit, wie der Gutschein eingelöst werden kann. Eine Klimadebatte entbrannte sodann in den Kommentar-Spalten und der Ideenwettbewerb wurde vorschnell verurteilt. Das tat weh. Sehr.

Gleichzeitig bestätigte es mich, dass wir gerade auch deshalb und in Zukunft besonderes Augenmerk auf die «Vielfalt» legen sollen. Auch wenn es mehr Erklärung braucht und «än längere Schnuuf». Denn nach wie vor wird zu schnell verurteilt oder eine falsche Annahme getroffen. Wenn wir mit dem «Wunsch-Schloss» ein Zeichen für diverse Lösungen setzen können, ist viel erreicht.

So ist es mir ein besonderes Anliegen, dass sich im Bewerbungsprozess oder am Finaltag auf dem Schloss eine grosse Diversität an Persönlichkeiten trifft. Diese Begegnungen schaffen Dialoge, die so sonst nicht stattfinden würden. Sie schaffen Verbindungen über die Gesellschaft hinaus. Und sie schaffen Lösungen, die «verhebet», so hoffe ich, auch in der Klimadebatte.

Mein ganz persönlicher Wunsch für die Zukunft des «Wunsch-Schloss»: Lassen wir uns immer wieder auf Neues ein und bleiben offen für das Andere. Denn Sie wissen ja: «Oft genügt ein Löffel Zucker und was bitter ist, wird süss».

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