Wie beeinflusst Artificial Intelligence (AI) unseren Alltag, die Arbeit und Wirtschaft? Welche Vorteile, aber auch Gefahren bringt sie mit sich? Der StrategieDialog21 lud zu einem engagierten Austausch zu den vielfältigen Aspekten der Künstlichen Intelligenz ein.
Die Thematik der Künstlichen Intelligenz (KI) stellt ein brennendes Thema für jede Generation dar. Dies zeigte bereits ein Blick in die urbanen Räumlichkeiten von Smith & de Luma: Ein durchmischtes Publikum, das sich auf den gefüllten Festbänken schon vor Beginn sehr rege unterhielt. Und so traf Markus Spillmann, der als Moderator durch den Abend führte, mit seiner ersten Frage wohl bei den meisten Gästen mitten ins Herz: «Ordnet sich die Maschine nun dem Menschen unter oder umgekehrt?»
Einblick in die Möglichkeiten von KI
Eine visuelle Antwort darauf lieferte der erste Referent, Igor Susmelj, Co-Founder von Mirage Technologies AG, der unter anderem einer Maschine beigebracht hat, künstliche Gesichter zu kreieren: Dem Publikum war es nicht möglich, zwischen natürlich oder künstlich generierten Gesichtern von Menschen zu unterscheiden. Ein Beispiel dafür also, wie mit Hilfe von neuronalen Netzwerken eine Fälschung, eine sogenannter «Deep Fake», entstehen kann. Das sorgte unter den Gästen entsprechend für Erstaunen, warf jedoch auch viele zentrale Fragen auf, die am Abend bei allen Referenten immer wieder zu Sprache kommen sollten: Wie weit darf die Macht einer KI gehen? Welche Gesetze sollten in der digitalen Welt herrschen? Wie müssen wir uns als Menschen darauf vorbereiten und damit umgehen? Igor Susmelj betonte deshalb einerseits die Wichtigkeit von Transparenz der Wissenschaft gegenüber den Menschen. Zu wissen, welche Projekte in Bearbeitung seien und was mit den Daten passieren würde, sei essenziell zu wissen. Andererseits sei es noch wichtiger, die negativen Konsequenzen einer Entwicklung - in diesem Fall die Fälschung - zu beherrschen, um diese auch entlarven und in eine gute Richtung steuern zu können.
Zwischen Realität und Fiktion
Transparenz über eigene Daten zu haben, sei auch in seinem Bereich essenziell, bestätigte Pavol Bielik. Der Informatiker der ETH Zürich beschäftigt sich mit einem Teilbereich von KI, dem maschinellen Lernen. Hier geht es darum, dass neues Wissen aus der bereits vorhandenen Erfahrung entwickelt wird. «Aus Daten und Algorithmen lassen sich gewisse Gesetzmässigkeiten oder Muster erkennen», erklärte Bielik. Darauf basierend wiederum würden neue Lösungen entwickelt. «Dass im Alltag ständig solche Daten gesammelt werden, ist Realität. Für Unternehmen ist es deshalb zentral, genau zu definieren, welche Daten wirklich benutzt werden sollen. Und sie auch zu „labeln“, damit das Netzwerk entsprechend trainiert wird», so Bielik weiter. Dieser Nutzen komme den Menschen zukünftig in vielen positiven Aspekten wie sicheren Autos, genaueren medizinischen Analysen oder einer besseren Informationssuche zugute. Bielik betonte jedoch auch: «Zurzeit sind wir noch weit von Möglichkeiten wie intelligenten, persönlichen Assistenten, Haushaltsrobotern oder allgemein Maschinen mit dem gesunden und komplexen Verstand eines Menschen entfernt.»
Eine Steilvorlage für den dritten Referenten und Literaturwissenschaftler der Universität Zürich, Philipp Theisohn. In humorvoller Weise stellte er kontroverse Fragen in den Raum: «Wie komplex ist unsere Emotionalität wirklich und lässt sie sich programmieren?» Seine These: Je humaner der Mensch Künstliche Intelligenz gestaltet, umso trivialer erscheint ihm seine eigene. Theisohn regte mit seinen Aussagen die Gäste auch zu einer neuen Sicht der Dinge an und forderte auf, sich in die Welt der Maschine zu versetzen: «Haben Sie sich schon mal gefragt, ob eine Maschine Gefühle hat? Denn lieben kann der Mensch Künstliche Intelligenz nur, wenn diese sich unserer Liebe wie ein Mensch verweigern kann. Die Liebe der Maschinen erfordert also gleichzeitig auch den Respekt von uns Menschen gegenüber der Maschine.»
Keine Überregulierung aber ethische Standards
Im Anschluss an die drei Impulse folgte das Dinner. Engagiert wurde über die neugewonnenen Einsichten diskutiert. Durch die Partnerschaft vom StrategieDialog21 mit dem ETH Entrepreneur Club bestand fast die Hälfte der Gäste aus Studierenden, was zu einem für beide Generationen wertvollen Austausch beitrug. Im Panel stellten sich Dorothea W. Wiesmann, IBM Research Zürich, João-Pedro Monteiro vom ETH Spin-Off Veezoo sowie Krystina Schaub, Lehrstuhl für allgemeine Ethik der Universität Zürich, den Fragen von Markus Spillmann und später der Gäste. Es wurde umrissen, wie weit die KI tatsächlich ist und wo sie besonders den Unternehmen etwas bringen kann. «Es eröffnen sich Unternehmen und ihren Geschäftsbereichen völlig neue Möglichkeiten, wenn sie Daten einfach, schnell und verständlich abrufen und entsprechend passend visualisieren lassen können», betonte João-Pedro Monteiro und erklärte damit auch gerade das Geschäftsmodell von Veezoo. Weiter kam auch zur Sprache, wie KI uns als Individuen verändert und ob wir ethische Richtlinien benötigten. Hier waren sich alle Podiumsteilnehmenden einig: dass zwar nicht eine Überregulierung, jedoch eine breitgefächerte Diskussion über Grenzen und ethische Standards stattfinden müsse. Welcher Umgang jedoch mit der Diskrepanz zwischen dem exponentiellen Wachstum von KI und den bestehenden Leitlinien im Moment wohl am ratsamsten sei, brachte Dorothea W. Wiesmann schön auf den Punkt: «Wir können es uns nicht leisten, einfach zu warten. Deshalb: Machen wir weiter, aber stellen wir uns die richtigen Fragen.» In diesem Sinne wohl nur für diesen Abend ein Schlusswort.
Wir freuen uns bereits auf die nächste Challenge 21 im 2020, um auch dort wieder brennende Herausforderungen der Schweiz zu diskutieren. Ein Anlass wie dieser ist nur mit starken Partnern möglich. Für die grosszügige Unterstützung am diesjährigen Anlass bedanken wir uns bei Amalaya , autoneum , BKW, ETH Entrepreneur Club, redalpine und Smith and de Luma.