“Wie hast du es mit Europa?” Über diese Frage wird in der Schweiz seit der historischen Abstimmung vom 6. Dezember 1992 kontrovers diskutiert. Allein schon die Frage, ob damit auch oder vor allem die EU gemeint ist, erhitzt die Gemüter. Anders als noch 1992 finden heute politische Debatten auch online statt. In unserer aktuellen Infografik haben wir analysiert, wie sich die sieben grössten Schweizer Parteien auf Twitter zur EU und zu Europa äussern. Ebenso haben wir einflussreiche Personen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Medien nach ihrer Meinung gefragt. Die Interessen der breiten Bevölkerung haben wir mithilfe von Google-Suchanfragen abgebildet. Die Grafik kann durch Anklicken vergrössert werden.

Obschon die SVP oftmals als führend wahrgenommen wird in der Europa-Debatte, twittert sie nicht am häufigsten darüber. Aktuell geben die FDP und die CVP den Ton an. Das Volumen der Tweets ist bei allen Parteien vergleichsweise tief, das Thema hatte offensichtlich lange Zeit keine hohe Priorität. Erst auf den Wahlkampf hin verzeichnen die Kurven einen Plus-Trend.

Eine qualitative Analyse der Tweets zeigt, welche Begriffe darin am häufigsten vorkommen. Die FDP äussert sich oft zu einem möglichen EU-Beitritt – allenfalls, weil man einzelnen ihrer Exponenten eine Befürwortung nachsagt. In den Tweets der SVP wird der Bundesrat häufig erwähnt, die Partei sieht wohl vor allem ihn in der Verantwortung. Die bilateralen Verträge sind durch die BDP und die Grünliberalen am stärken abgestützt. Die SP thematisiert am häufigsten die Schweiz, möglicherweise mit der Absicht, dass Patriotismus kein bürgerliches Thema bleiben soll. Mit “Festung Europa” bringen die Grünen in ihren Tweets die aktuellen Flüchtlings- und Asylprobleme ins Gespräch.

In den Google-Suchanfragen zu EU, Erasmus, Menschenrechte, Bilaterale Verträge, Personenfreizügigkeit und Schengen werden regionale Unterschiede ersichtlich. Diese sind nicht auf das Suchvolumen zurückzuführen, da der Index, auf dem die Daten basieren, solche Effekte neutralisiert. Das Interesse an Europa-Themen ist in den konservativen Regionen der Schweiz durchwegs tief. Die bilateralen Verträge und die Personenfreizügigkeit, beides eher technische Begriffe, werden in Zürich am häufigsten gegoogelt. Der hohe Anteil der Romandie bei Erasmus und Schengen deutet darauf hin, dass das Interesse am Austausch mit Europa in diesen Regionen am grössten ist.

Diesen Artikel teilen