Der Ideenwettbewerb Wunsch-Schloss macht seit 2015 Bürgerideen für einen starken Wirtschaftsstandort Schweiz sichtbar. In diesem Jahr dreht sich alles ums Thema Digitalisierung. Wie können wir Digitalisierung konkret so gestalten, dass alle etwas davon haben? Das Wunsch-Schloss 2018 sucht Lösungen, damit die Digitalisierung für alle zur Chance wird. Ideen können bis zum 14. Mai unter www.wunsch-schloss.ch eingereicht werden.

Wir haben mit Wunsch-Schloss Jury-Mitglied Christoph Lindenmeyer (VRP Schindler Management AG) und Politbeirätin Regula Rytz (Nationalrätin & Präsidentin Grüne Partei Schweiz) über wichtige Aspekte der Digitalisierung gesprochen und sie gefragt, worin sie den grössten Vorteil des Wunsch-Schlosses sehen.

Das Thema Digitalisierung ist in aller Munde und wird rege diskutiert. Welcher Aspekt ist für Sie am wichtigsten?

Christoph Lindenmeyer: Die Digitalisierung bietet ganz neue und auch faszinierende Möglichkeiten für Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Die Digitalisierung ist so vielfältig, dass es für mich nicht den wichtigsten Aspekt gibt. Einer der wichtigsten ist die Möglichkeit der Vernetzung. Vernetzung spielt praktisch bei allen neuen Anwendungen eine wichtige Rolle. Ich denke dabei z.B. an die SBB app. Sie ermöglicht mir jederzeit und überall den Fahrplan zu konsultieren und das Billett zu kaufen; sie gibt mir dabei gleichzeitig Perron und allfällige Verspätungen an. Schlussendlich soll die Digitalisierung dem Menschen dienen. Sie hat aber auch eine positive ökologische Wirkung, indem dank der SBB app das Papier für das frühere Kursbuch eingespart werden kann. Insgesamt ist die Digitalisierung eine riesige Chance, die wir packen und gestalten müssen!

Regula Rytz: Die Digitalisierung hat viele positive Seiten. Dank digitaler Technik können wir Produktion, Vertrieb und Konsum sparsamer, effizienter und damit auch ökologisch nachhaltiger machen. Gute Beispiele sind Sharing-Plattformen, der Einsatz von 3D-Druckern oder intelligent gesteuerter Stromversorgungssysteme. Viele digitale Dienstleistungen erhöhen unsere Lebensqualität und erleichtern die Kommunikation - noch nie war es so einfach, Zugang zu Informationen zu erhalten oder sich online zu vernetzen und zu beteiligen. Gleichzeitig sind viele Menschen verunsichert. Ständig müssen wir erreichbar sein, Internetkonzerne erstellen mit persönlichen Daten detaillierte Profile über uns, und im Netz wächst der Hass. Die grösste Herausforderung ist es deshalb, bei jedem Digitalisierungsschritt eine nüchterne Abwägung von Vor- und Nachteilen und von Chancen und Risiken zu machen. Die Chancen sollen gefördert und die Risiken eingedämmt werden. Dazu ist auch politische Steuerung nötig, vor allem im Bereich des Datenschutzes und des Datenverarbeitungsschutzes. Die neusten Enthüllungen zu Facebook haben gezeigt, wie mächtig die Algorithmen geworden sind. Sie bilden nicht nur selektive Realitäten ab, sondern sie beeinflussen die Realitäten und werden damit zu politischen Manipulations- und Selektionsmaschinen. Die Freiheit muss deshalb als Freiheit im Netz mit neuen Strategien verteidigt werden: Ausgebauter Daten- und Verbraucherschutz, Transparenz, Open Source oder das Recht auf digitale Selbstbestimmung sind die Bürgerrechte des digitalen Zeitalters.

Die Digitalisierung befördert auch Ängste und Gefahren werden angesprochen. Das Wunsch-Schloss bietet ein alternatives politisches Partizipationsmodell und versucht damit, Ängste abzubauen und neue Chancen zu schaffen. Worin sehen sie den grössten Vorteil des Bürgerpreises?

Christoph Lindenmeyer: Das Wunsch-Schloss bietet jedermann die Möglichkeit Ideen einer Jury vorzustellen mit der Chance, diese dann auch einem weiteren Publikum bekannt zu machen und vielleicht sogar dank dem Wunsch-Schloss umzusetzen. Die Offenheit und Vielfalt der Persönlichkeiten in der Jury garantieren, dass auch auf den ersten Blick «verrückte» Ideen eine Chance haben. Ein weiterer Vorteil ist, dass dank der «informellen Kultur» des Wunsch-Schlosses viele Junge es wagen, Vorschläge einzureichen.

Regula Rytz: Am Wunsch-Schloss gefällt mir der freie Wettbewerb von Ideen, der ausserhalb von starren Institutionen stattfindet. Alle können sich daran beteiligen, unabhängig von Alter, Herkunft oder Ausbildung. Hier wird also faktisch das Gegenteil von dem gemacht, was die Algorithmen tun: Statt einer möglichst engen Zielgruppe steht die Vielfalt im Zentrum. In dieser Kultur der Offenheit können auch schwierige oder ambivalente Themen angesprochen werden. Dabei bleibt es nie bei der Analyse stehen, sondern es geht immer um Lösungen. Das Wunsch-Schloss ist also eine Art analoges Bürgerforum, das über die Digitalisierung hinaus persönliche Begegnungen ermöglicht.

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