Wunsch-Schloss heisst der Ideenwettbewerb, den wir zusammen mit dem Swiss Venture Club und dem Centre Patronal lanciert haben. Von Mitte März bis Anfang Mai konnten Wünsche eingereicht werden und es resultierten 120 Seiten an konstruktiven Ideen. Nun hat die Jury jene 10 Speakers bestimmt, die am 9. Juni (Programm) auf dem Schloss Thun ihre Wünsche präsentieren werden. Wer sind diese Personen und was wünschen sie sich für die Schweiz und die Wirtschaft?
Anita Bäumli (Team- und Organisationsberaterin) wünscht sich, dass es mehr Sozialfirmen gibt, die auch Menschen mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit, fortgeschrittenem Alter oder geringen Deutschkenntnissen eine Arbeitschance bieten. Einen vergleichbaren Wunsch hat Germar Dietz (Dipl.-Ing.): Er möchte die Arbeitsplatzchancen für Arbeitnehmende ab dem 45. Altersjahr verbessern. Die Wirtschaft könnte in seinen Augen unter anderem dadurch profitieren, dass Expertenwissen schnell durch im Markt vorhandene Arbeitskräfte eingesetzt werden kann, was auch den Umgang mit der Zuwanderung vereinfachen würde.
Ebenfalls mit der Zuwanderung befasst sich Nicola Forster (Innovationsberater). Er plädiert für die Schaffung einer globalen Migrationsallianz mit wirtschaftlich erfolgreichen und politisch stabilen Ländern wie Singapur, Finnland, Neuseeland, Chile oder Botswana. Gemäss seiner Einschätzung müssten durch die relative Kleinheit und die ähnliche Struktur der jeweiligen Arbeitsmärkte keine grösseren Migrationsströme befürchtet werden, eine kontrollierte Öffnung dürfte deshalb im wirtschaftlichen Interesse aller liegen.
Hans Ryser (Betriebswirt) möchte ein duales Währungssystem € / CHF einführen und argumentiert, dass der Werkplatz Schweiz dadurch die Nachteile der Frankenstärke ablegen könne. Die Kapitalwirtschaft würde den Schweizer Franken behalten und damit vorhandenes Kapital und getätigte Investitionen schützen. Die Überlegungen von Jorge Frey (Betriebswirtschafter und Managing Partner) beziehen sich ebenfalls auf den Finanzplatz Schweiz: Er wünscht sich eine Neue Schweizer Bank (NSB), die an die Tugenden von früher anknüpft und der ursprünglichen Funktion einer Bank als “Schmieröl der Wirtschaft zwischen Sparern und Unternehmer” wieder gerecht wird.
Die Frankenstärke und der Verlust des Bankgeheimnisses inspirierten auch Jonathan Hayes (Bankangestellter). Er wünscht sich Digital Switzerland als Reaktion auf die wirtschaftlichen Herausforderungen: ein innovatives und sicheres Umfeld, in dem eine weltweit führende Digitalbranche florieren kann. Ein weiterer Wunsch, der sich mit dem digitalen Wandel befasst, kommt von André Kunz (Chief Communications Officer). Er bemängelt, dass es in der IT zu wenig Initiative und Offenheit gebe und eine problematische Abhängigkeit von grossen Firmen bestehe. Demgegenüber sieht er verheissungsvolle Möglichkeiten mit freier und Open Source Software.
Als Kontrast zum Digitalen spielen im Wunsch von Urs Maurer (Schulraumentwickler und Erwachsenenbildner) die Hände und das Handwerk eine zentrale Rolle. Er möchte mit seinem Manifest eine Bewegung lancieren, die bei Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Jugendlichen ein besseres Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge schafft, in denen Handfertigkeiten und die handwerkliche Produktion wieder einen grösseren Stellenwert haben.
Auch Generationen-Themen werden in den Wünschen angesprochen. Susanna Fassbind (Netzwerkerin) wünscht sich, dass die Altersvorsorge um eine 4. geldfreie Säule ergänzt wird. Organisationen und Firmen sollen ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit geben, Betreuungsaufgaben für Menschen aller Generationen auf Stundenbasis und fachlich unterstützt zu übernehmen. Jeromino Calderon (Chief Inspirational Officer) befasst sich derweil mit den nach 1982 geborenen “Millenials”. Da diese schon bald die Mehrheit der Arbeitskräfte ausmachen werden, wünscht er sich, dass die Wirtschaft den Wert der jungen Leute (an)erkennt und ihnen mehr Verantwortung überträgt. Dieser Schritt soll nach dem “fail fast, fail often”-Prinzip vonstatten gehen.
Zehn Wünsche von zehn inspirierten und inspirierenden Personen – wer ist Ihre Favoritin oder Ihr Favorit für die Publikumswahl am 9. Juni? Die Siegerin oder der Sieger darf im Sommer ihren oder seinen Wunsch den Generalsekretären der grossen Parteien präsentieren.