Ein Erfahrungsbericht

Mirko Zuber ist als Financial Analyst bei Roche tätig. Er hat im Rahmen seines Double Degree-Programm an der Universität St. Gallen einen Master of Science in Strategic Management an der Rotterdam School of Management in den Niederlanden abgeschlossen. Was er an seiner Heimat vermisst hat und für welche Werte wir uns einsetzen müssen, verrät er uns bei #sd21ambassadors.

StrategieDialog21: In welchem Land hast du gelebt und worauf hast du dich bei deiner Rückkehr in die Schweiz am meisten gefreut?

Mirko Zuber: Im Rahmen meines Studiums habe ich in den Niederlanden in Rotterdam gelebt. Rotterdam ist eine unglaubliche Stadt mit hoher Lebensqualität, es gab jedoch einiges, dass ich an der Schweiz vermisst habe. An erster Stelle steht da meine Ehefrau, die aufgrund ihrer Arbeit in der Schweiz bleiben musste. Selbstverständlich habe ich auch meine Familie und Freunde vermisst. Kulinarisch hat Rotterdam dank seines Hafens und Multi-Kulti-Settings, einiges zu bieten. Gegen ein gutes Schweizer Käsefondue hätte ich jedoch nichts einzuwenden gehabt.

Welche Perspektive sollte die Schweiz stärker sehen?

Durch meine Erlebnisse in Rotterdam und früheren Auslandaufenthalten habe ich gelernt, dass wir in der Schweiz unglaublich privilegiert sind. Wir haben einen sehr hohen Wohlstand und dadurch eine grossartige Lebensqualität. Diesem Wohlstand gilt es jedoch Sorge zu tragen, indem wir realisieren, dass dieser nicht selbstverständlich ist. Unseren Wohlstand verdanken wir harter Arbeit und einem attraktiven Wirtschaftsstandort Schweiz. Dieser ist meiner Meinung attraktiv, da dieser eigenständig und vernetzt ist. Die Perspektive, welche die Schweiz in Zukunft vermehrt sehen sollte, ist die Wichtigkeit, den Wirtschaftsstandort Schweiz zu stärken. Somit können auch zukünftige Generationen inmitten von Europa diesen hohen Lebensstandard geniessen.

Wie sähe eine Schweiz ohne Europa aus?

Die Schweiz liegt im Herzen von Europa – das ist nun mal ein Fakt! Als Basler sehe ich die Wichtigkeit von einem vernetzten Grenzstaat tagtäglich, z. B. durch Arbeitskräfte, die als Pendler von Deutschland und Frankreich den Standort Basel stützen und stärken.

Gleichzeitig möchte ich die Frage allerdings auch umkehren: «Wie sähe ein Europa ohne die Schweiz aus?» Wir sind ein durchaus wichtiger Handelspartner für viele Länder in Europa und spielen auch in anderen Bereichen eine wichtige Rolle. Zum Beispiel sind wir politisch als Friedenshüter im Kosovo präsent oder verbinden geografisch Länder miteinander. Darüber hinaus ist die Schweiz im Forschungs- und Innovationsbereich sehr kompetitiv. Dies kommt auch wieder anderen Ländern in Europa zugute.

Wo dürfen wir unsere Freiheit aufgeben – und wo nicht?

Meiner Meinung nach liegt eine der grössten Stärken der Schweiz in der direkten Demokratie. Dadurch erreichen wir nicht nur eine solide politische Bildung der Bevölkerung, sondern garantieren auch, dass der oberste Souverän immer das Volk bleibt. Die direkte Demokratie ist eine Freiheit, die auf der Welt fast einzigartig ist und sollte somit auf jeden Fall bewahrt werden. Eine weitere wichtige Freiheit ist unsere Unabhängigkeit. Selbstverständlich sollten wir eng mit anderen Partnern zusammenarbeiten, gleichzeitig sollten wir aber auch den Mut haben, «Nein» sagen zu können.

Fakten sprechen lassen

Die Niederlande sind ein wichtiger Wirtschaftspartner der Schweiz. Der bilaterale Handel ist seit Jahren konstant. Die Niederlande zählen zu den wichtigsten Zielländern für Schweizer Direktinvestitionen. Gleichzeitig war das Königreich per Ende 2019 der zweitwichtigste Direktinvestor in der Schweiz

Ende 2019 belief sich der Kapitalbestand aus den Niederlanden auf 383,70 Mrd. CHF, was einem Anteil von 28,01% am Gesamtkapitalbestand ausländischer Direktinvestitionen in die Schweiz entsprach.

Quelle:

EDA

SD21 Ambassadors bewegen die Schweiz

Schweizer:innen erkennen Chancen in der Gestaltung unserer Beziehungen mit Europa, wie das Chancenbarometer zeigt. Wir müssen diese aber auch nutzen – mutiger und reformwilliger werden. Dies gelingt nur dann, wenn Dialog stattfindet und auf einen gemeinsamen gesellschaftlichen Konsens gezielt wird.

Dafür brauchen wir Persönlichkeiten, die unseren Horizont erweitern und uns inspirieren können. Wir brauchen SD21-Ambassadors. Regelmässig portraitieren wir Unternehmer:innen, Meinungsmacher:innen, Entscheidungsträger:innen und junge Wilde, die uns einen anderen Blick auf unsere Heimat geben.

Diesen Artikel teilen