Bei Starbucks konntest du die CSR-Strategie für die Länder in Europa adaptieren. Für dein Unternehmen, das im Tourismus in Südostasien tätig war, hast du die Massnahmen selber definiert. Inwieweit hat dir der Blick über den Tellerrand (über die Landesgrenzen hinaus) geholfen, um in deinem Beruf erfolgreich zu sein?

Ich hatte das Privileg in zwei sehr unterschiedlichen Kulturen im Ausland (USA und Indonesien) leben und arbeiten zu dürfen. In jüngeren Jahren und somit ganz am Anfang meiner beruflichen Laufbahn habe ich in einem sehr kompetitiven Umfeld gelernt, mir Gehör zu verschaffen, meine Komfortzone zu verlassen und sehr entschlossen zu argumentieren und kommunizieren. Was anfänglich Überwindung kostete, hat mir bald Spass gemacht, weil ich spürte, dass meine Meinung dank der Ausländerperspektive relevant war und geschätzt wurde. Meine berufliche Erfahrung in Indonesien hat mich einerseits Gelassenheit gelehrt. Andererseits wurde das Bewusstsein für die eigenen Wurzeln und wie diese unser Denken und Verhalten steuern und prägen, geschärft.

Welche Erfahrung im Ausland hat dich massgeblich geprägt?

In den 12 Jahren in denen Indonesien mein Lebensmittelpunkt war, habe ich geholfen ein Schweizer Hilfswerk aufzubauen. Ich durfte mich mit gänzlich neuen Themen befassen und habe diese unglaubliche Chance gepackt und meinen Horizont erweitert. Neues Wissen war aber nur ein Aspekt. Stark beeindruckt, berührt und massgeblich geprägt haben mich die Denk- und Handelsweisen von Menschen, die täglich für die Existenz ihrer Familien kämpfen müssen.

Auf was hast du dich bei deiner Rückkehr in die Schweiz am meisten gefreut?

Persönlich: Freunde und Familie näher zu haben. Beruflich: Gewonnene Erfahrungen in nochmals etwas Neues einbringen zu können. Die Schweiz ist ein Land voller (beruflicher) Chancen!

Welche Perspektive sollte die Schweiz stärker erkennen, im Kontext der internationalen Vernetzung?

Die Schweiz muss agil bleiben, sich ihrer Stärken und Schwächen bewusst sein und diese nutzen um sich als attraktive Partnerin innerhalb Europas zu positionieren. Die Schweiz darf sich weder auf ihren Lorbeeren ausruhen noch in die Rolle der Maus schlüpfen, die darauf wartet, dass die Falle zuschnappt. Wir müssen unsere Chancen packen und partnerschaftlich agieren.

Wie sähe eine Schweiz ohne Europa aus?

Unvorstellbar! Denn die Schweiz ist ein wichtiger Teil von Europa. Ohne Wenn und Aber. Ich bin Schweizerin und fühle mich gleichzeitig als Europäerin; nicht nur, wenn ich auf einem anderen Kontinent weile. Wir sind Teil des europäischen Kulturraums und der europäischen Wertegemeinschaft. Wir setzen uns ein für die Demokratie, für Sicherheit und Frieden, für Menschenrechte. Alles Grundwerte, die uns mit der EU verbinden. Die aktuellen geopolitischen Herausforderungen bestätigen, wie wichtig diese sind. Darum müssen wir noch verstärkt für diese kämpfen. Nicht allein, sondern gemeinsam mit Europa.

Ist die EU für dich in erster Linie ein Friedensprojekt oder ein Projekt zur Stärkung der wirtschaftlichen Wohlfahrt?

Es ist beides, MUSS beides sein. Im Sinne der kommenden Generation. In den grössten (globalen) Herausforderungen unserer aktuellen Zeit wie beispielsweise der Klimakrise bergen sich viele (ungenutzte) Chancen. Diese müssen erkannt und unverzüglich in konkrete Handlungen transformiert werden. Dazu braucht es gesunden Nährboden, eine starke Basis, ein bekennendes Ja für länderübergreifenden Wandel. Eine starke EU bietet eine solche Basis. Und dafür sind Frieden und wirtschaftliche Sicherheit und Prosperität Grundlage.

Fakten sprechen lassen

Schweiz-Indonesien:

  • Aktuell sind rund 150 Schweizer Unternehmen in Indonesien ansässig
  • Das Handelsvolumen Schweiz-Indonesien beträgt CHF 3.1 Milliarden (2020)
  • Das Freihandelsabkommen zwischen den beiden Ländern trat im November 2021 in Kraft

SD21 Ambassadors bewegen die Schweiz

Schweizer:innen erkennen Chancen in der Gestaltung unserer Beziehungen mit Europa, wie das Chancenbarometer zeigt. Wir müssen diese aber auch nutzen – mutiger und reformwilliger werden. Dies gelingt nur dann, wenn Dialog stattfindet und auf einen gemeinsamen gesellschaftlichen Konsens gezielt wird.

Dafür brauchen wir Persönlichkeiten, die unseren Horizont erweitern und uns inspirieren können. Wir brauchen SD21-Ambassadors. Regelmässig portraitieren wir Unternehmer:innen, Meinungsmacher:innen, Entscheidungsträger:innen und junge Wilde, die uns einen anderen Blick auf unsere Heimat geben.

Diesen Artikel teilen