Die Schweiz ist voller Geschichten, Ideen und Inspirationen: Voller Charakterchöpf. Ein Charakterchopf ist jeder auf seine eigene Art und Weise. Es sind Leute wie Sie und ich. Jeder bringt seine Geschichte und seine Ideen mit, die inspirieren und berühren können. Was bewegt unsere Gesellschaft? Was wünschen wir uns? Worin sind wir besonders gut und was können wir noch besser machen? Charakterchöpf lassen uns an ihren Gedanken teilhaben und geben wertvolle Impulse.

In unserer diesjährigen Ausgabe der Studie «Chancenbarometer» fokussieren wir das Thema Vielfalt. Zudem ist jüngst unser Buch «Charakterköpfe» erschienen, in dem zahlreiche Schweizer:innen verschiedenen Geschlechts und Alters mit unterschiedlichen Wurzeln und aus diversen Branchen porträtiert wurden und die Vielfältigkeit der Schweiz widerspiegeln. Von unseren drei Charakterköpfen wollten wir im August also wissen: «Wo begegnest du im Alltag Vielfalt? Wo fehlt sie noch?»

Die Beiträge sind von den Autor:innen selbst geschrieben, damit ihre Meinung unverfälscht und authentisch präsentiert wird.

Auf Twitter, LinkedIn und in unserer Instagram-Story kann während 24 Stunden für den Charakterchopf des Monats gestimmt werden:

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Unsere Charakterchöpf

«Vielfalt fehlt mir gerade dort, wo ich sie für absolut unverzichtbar halte. Dort, wo das Abbilden von Realitäten zur Job-Anforderung gehört: In meiner eigenen Branche, dem Journalismus.

Um nur einen Aspekt von fehlender Vielfalt auszuführen:
Eine Analyse der Universität Zürich hat jüngst ergeben, dass nur knapp jede vierte Person, über die berichtet wird, weiblich ist. Das ist schlicht inakzeptabel, schon allein, weil in der Schweiz mehr Frauen als Männer leben. Offenbar halten wir Geschichten, Meinungen und Lebenswelten von Frauen aber kollektiv immer noch für weniger interessant.

Seit 2019 hat meine Redaktion in dieser Hinsicht Verantwortung übernommen und sich – wie viele andere Redaktionen auch – dem «BBC 50:50 Projekt» verpflichtet. Das Ziel dabei ist klar: Die Hälfte aller Personen, die in unserer Sendung zu Wort kommen, müssen sich als Frauen identifizieren. Das klingt simpel. Ist es aber leider nicht. Denn erschreckend häufig liegt das Problem nicht etwa darin, Frauen zu finden, die sich zu einem Thema kompetent äussern könnten – im Gegenteil, weibliche Fachpersonen gibt es ausreichend. Sondern das Problem besteht darin, dass viele Frauen sich mit ihrer Meinung nicht exponieren möchten, zögern und dann nicht zuletzt lieber an den männlichen Kollegen verweisen, der sich die Kamera schon gewohnt ist.

Ich appelliere also an alle Frauen, die von einem Medium um ihre Expertinnen-Meinung gebeten werden: Zögert nicht. Wir wollen euch und eure Kompetenz – lasst uns bitte nicht hängen.»

Jennifer Bosshard, Redaktorin und Moderatorin, CR TV | Gesichter&Geschichten, Schweizer Radio und Fernsehen

 

 

«Wo wird sie tatsächlich gelebt, die so oft beschworene Diversität? Naheliegende Antwort: In der Schweiz. Sie hat vier Landessprachen und entsprechend unterschiedliche kulturelle Landesteile, zwei christliche Religionen, die sich früher feindlich waren, Bergler, Bauern und Bewohner:innen von Städten. Hunderte Jahre zuvor war die Schweiz ein Auswanderungsland und jetzt ist sie seit langem ein Einwanderungsland. Die Schweiz experimentierte frühzeitig und sehr erfolgreich mit einem fein austarierten, diversen Polit- und Gesellschaftssystem – bis auf die Frauen, die waren politisch ausgeschlossen. Diese Vielfalt hat die Schweiz zu einem der reichsten Länder der Welt gemacht.

Und heute? Ich schaue meine Söhne an, wie sie Partys bei uns zuhause feiern und mir Tomer aus Tel Aviv, Sharen aus Afghanistan, Bene aus Tokio, Emanuel aus Portugal, Chiara aus Rom vorstellen. Alles so selbstverständlich. Sie feiern gemeinsam, bis sie erschöpft in den Ecken einschlafen. Am nächsten Morgen, am späten Brunchtisch, erzählen die Jugendlichen verkatert von ihren Herausforderungen, die eigene Homosexualität zu entdecken, das ADHS-Syndrom zu domptieren, die Depressionen nicht mit Alk oder Drogen zu therapieren, den Erwartungen ihrer Entourage in einer auch für sie akzeptablen Form gerecht zu werden, die von den Eltern verbotene Freundin, weil sie nicht die richtige Religion hat, zu verheimlichen.

Ich schliesse sie alle in mein Herz und hoffe, dass sie, wenn sie dereinst selbst Kinder haben, sich an unser offenes Haus erinnern und divers und inklusiv ihren Kindern den Weg ins Leben vermitteln.»

Riccarda Mecklenburg, Präsidentin Verband Frauenunternehmen, Founder CrowdConsul.ch, Stiftungsrätin Zürcher Journalistenpreis

 

 

«Ich begegne der Vielfalt nicht nur, ich bin auch selbst ein Teil davon. Heute kann ich dies mit Stolz aussprechen, früher wurde man als «Auswertiger» schubladisiert.

Die Schubladen bleiben immer mehr offen und die Schweiz akzeptiert kulturelle Vielfalt immer stärker, dies ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Auf mein Tätigkeitsfeld bezogen, verfolge ich mit Freude die immer grösser werdende Vielfalt in der Gastronomie, welche uns neue Geschmäcker, Kochtechniken, Gewürze und neue traditionelle Hintergründe verschiedener Kulturen mitbringt. Die Gastronomie hilft, Berührungsängste gegenüber anderen Nationalitäten abzubauen und unsere Gesellschaft zu sensibilisieren.»

Dave Wälti, Schweiz-Bolivianischer Koch, Co-Founder Monsieur Sûfan

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