Die Schweiz ist voller Geschichten, Ideen und Inspirationen: Voller Charakterchöpf. Ein Charakterchopf ist jeder auf seine eigene Art und Weise. Es sind Leute wie Sie und ich. Jeder bringt seine Geschichte und seine Ideen mit, die inspirieren und berühren können. Was bewegt unsere Gesellschaft? Was wünschen wir uns? Worin sind wir besonders gut und was können wir noch besser machen? Charakterchöpf lassen uns an ihren Gedanken teilhaben und geben wertvolle Impulse.

Im Juli 2018 teilen uns drei Charakterchöpf offen und ehrlich ihre Gedanken zum Thema «Bald feiern wir den 727. Geburtstag der Schweiz. Was bedeutet der 1. August für Sie und wie werden Sie den Nationalfeiertag verbringen?» mit.

Die Beiträge sind von den Autoren selbst geschrieben, damit ihre Meinung unverfälscht und authentisch präsentiert wird.

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«Der 1. August als Tag bedeutet mir nicht sehr viel, da dieser für mich oft auch ein ganz normaler Arbeitstag ist. Jedoch stösst mich der Tag zum Denken an und erinnert mich daran, dass ich dankbar dafür sein sollte, in was für einem wunderschönen Land ich aufgewachsen bin und welche Privilegien ich geniessen durfte und darf. Ich denke dabei jeweils unter anderem an unser gutes Schulsystem, welches jedem eine gute Bildung ermöglicht ohne viel Geld für eine Privatschule ausgeben zu müssen und an unser Gesundheitswesen, welches teuer, aber auch eines der besten weltweit ist. Aber auch schon ohne Institutionen weist der so ordentliche und saubere Flecken Land, welchen wir Schweiz nennen, mit seinen Bergen und Seen eine hohe, zu Dankbarkeit verpflichtende Lebensqualität auf. Zudem bin ich immer wieder dankbar, dass wir in den allermeisten Lebensmittelläden qualitativ gutes Gemüse, Früchte und Fleisch finden, welches nicht mit Chemie- oder Antibiotika- Produkten behandelt wurde und die Tierhaltung einem relativ strengen Tierschutzgesetz unterliegt, sodass wir unser 1. August-Menu mit einem guten Gewissen geniessen können. In diesem Sinne werde ich den Tag mit Freunden und hoffentlich einem feinen, grillierten Stück Schweizer Fleisch verbringen.»

Michèle Bachmann, Oberärztin am Kinderspital Zürich

 

 

 

«Ich feiere den 1. August seit nun sieben Jahren auf der Rütliwiese und zelebriere den Sonderfall Schweiz: Kein Land feiert seine Nationalhelden, die es gar nie gab: Der Urner Freiheitskämpfer Willhelm Tell und der Sempacher Kriegsheld Winkelried. Kein Land, dem ein Vertrag zugrunde liegt, der nach seiner Aufzeichnung gleich wieder in Vergessenheit geriet. Kein Land, das eine Nationalhymne singt, dessen Text die wenigsten auswendig können.

All das spielt auch keine grosse Rolle. Unsere Mythen sind identitätsstiftend und verbindend. Die Schweiz darf sich deswegen aber dem Neuen nicht verschliessen, zum Beispiel der wunderbaren Präambel der Schweizerischen Bundesverfassung. Auf dem Rütli werde ich zur alten Melodie den vorgeschlagenen neuen Nationalhymnentext singen, der auf dieser Präambel beruht. Er spiegelt die Werte der Schweiz wieder, die für mich massgebend sind:

Weisses Kreuz auf rotem Grund,

unser Zeichen für den Bund:

Freiheit, Unabhängigkeit, Frieden.

Offen für die Welt, in der wir leben,

lasst uns nach Gerechtigkeit streben!

Frei, wer seine Freiheit nützt,

stark ein Volk, das Schwache stützt.

Weisses Kreuz auf rotem Grund,

unser Zeichen für den Schweizer Bund.»

Jean-Daniel Gerber, Präsident der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft

 

 

 

«Der 1. August ist jedes Jahr wieder ein schöner Anlass, sich daran zu erinnern, was die Schweiz ausmacht. Direktiven werden hier nicht wie in den anderen Ländern oben beschlossen und dann nach unten befohlen. Vielmehr probiert man an der Basis aus, was funktioniert und leitet diese Erkenntnisse dann an die Spitze weiter, die es umsetzt. Je reifer eine Gesellschaft und je bereiter sie ist, Verantwortung zu übernehmen und sich selbst einzubringen, desto besser funktioniert dieses Modell, wie es die Schweiz schon so lange pflegt. Der Fortschritt besteht also darin, sich an diesen hochmodernen Errungenschaften festzuhalten, der Rückschritt darin, sie aufzugeben. Ein reifes Volk muss aber auch bereit sein, vorausschauend zu agieren. Das heisst, es muss kurzfristige egoistische Vorteile zurückstecken, wenn Anspruch und Wirklichkeit zu sehr auseinanderdriften: die längst fällige Erhöhung der Altersgrenze bei der Altersvorsorge etwa muss akzeptiert werden. Nach neun Jahren im Berliner Exil freue ich mich darauf, den 1. August in der Schweiz zu verbringen. Wo genau, entscheide ich spontan.»

Ronnie Grob, Journalist und stv. Chefredaktor Schweizer Monat

 

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