Die Schweiz ist voller Geschichten, Ideen und Inspirationen: Voller Charakterchöpf. Ein Charakterchopf ist jeder auf seine eigene Art und Weise. Es sind Leute wie Sie und ich. Jeder bringt seine Geschichte und seine Ideen mit, die inspirieren und berühren können. Was bewegt unsere Gesellschaft? Was wünschen wir uns? Worin sind wir besonders gut und was können wir noch besser machen? Charakterchöpf lassen uns an ihren Gedanken teilhaben und geben wertvolle Impulse.

Im Dezember 2020 teilen uns drei Charakterchöpf offen und ehrlich ihre Gedanken zum Thema «2020 – wir ziehen Bilanz. Welches Learning dieses ereignisreichen Jahres nimmst du ins Jahr 2021 mit?» mit.

Die Beiträge sind von den Autor:innen selbst geschrieben, damit ihre Meinung unverfälscht und authentisch präsentiert wird.

Auf Twitter, Facebook und in unserer Instagram-Story kann während 24 Stunden für den Charakterchopf des Monats gestimmt werden:

Auf Twitter abstimmen

Auf Facebook abstimmen

Auf Instagram abstimmen

Unsere Charakterchöpf

«Das Jahr 2020 war ein ereignisreiches Jahr. Aufgrund von Corona wurden in verschiedenen Branchen unterschiedliche Massnahmen getroffen. Zum Teil fielen diese stärker aus, zum Teil weniger stark. Die systemrelevanten Branchen haben wenig grosse Regulierungen erlebt.

Meiner Meinung nach wurde sowohl in den Medien als auch in Diskussionen mit Freunden eine dieser Branchen etwas vernachlässigt: Die Baubranche hat zwar einige Auflagen erhalten, musste jedoch trotz nationalem Lockdown weiterfunktionieren und durfte den Betrieb weder reduzieren noch verlangsamen. Die gesprochenen Massnahmen waren für diese Branche kaum umsetzbar. Aus diesem Grund konnte zum Beispiel die Anzahl Personen auf einer Baustelle nicht reduziert werden. In vielen Branchen wurden die Leistungsziele angepasst, nicht aber auf den Baustellen. Denn die Wirtschaft erwartete, dass Leistungsziele erreicht und Termine eingehalten wurden.

Dies zeigte mir auf, dass der Wirtschaftszweig der Baubranche relevanter ist, als viele Menschen denken. Die Baubranche ist ein wichtiger Bestandteil für unser System und grosser Motor für die Wirtschaft. Der wirtschaftliche Schaden wäre zu gross, wenn der Sektor heruntergefahren worden wäre.
Darum finde ich, ist es im 2021 an der Zeit, den systemrelevanten Branchen wieder mehr Wertschätzung, eine Lohnangleichung und Relevanz einzuräumen.

Ich persönlich freue mich aufs Jahr 2021, da ich eine Auszeit aus diesem System geniessen darf und für 1-2 Jahre auf Weltreise gehen werde. Mit dem Wissen darüber hat sich für mich dieses Jahr ein wichtiges Learning ergeben: Träume sollen verwirklicht und ausgelebt werden. Wir sind immer mit Hindernissen konfrontiert und genügend Ausreden sind immer vorhanden. Darum gehen wir nun trotz weltweiter Pandemie auf Weltreise und verwirklichen unseren Traum.»

Tobias Baumeler, Projektleiter, Metallbau

 

«Es würde naheliegen, an dieser Stelle einige Zeilen über das Covid-Jahr zu schreiben. Doch mein persönliches Resumé möchte ich nicht auch noch der Pandemie preisen, denn sie hat 2020 wahrlich viel Aufmerksamkeit erhalten. Nicht, dass ich mich als Covidiotin verstehe. Im Gegenteil, ich reagiere in hitzigen Debatten über den Unsinn, den Bund, Taskforce und Co. beschlossen haben, stets mit einer grossen Portion Nachsicht. Zwar doch, ich bin eine Covidiotin – nicht im klassischen Sinne – doch ich befasse mich nicht seit Jahren mit Epidemiologie, Viren und Impfstoff-Patenten und weiss entsprechend wenig. Wo wir beim Thema wären: ehrlich sein. Ehrlichkeit steht auf meinem Learning-Siegertreppchen 2020. Klingt banal? Stimmt, es scheint auf den ersten Blick nicht besonders weltbewegend, sondern eher wie die Charaktereigenschaft, die man am Bewerbungsgespräch sowohl als Stärke wie auch als Schwäche präsentiert und sich dabei besonders clever vorkommt. Ein grosser Irrtum, denn Ehrlichkeit hat in diesem Jahr meine ganze Welt bewegt, und zwar in gefühlter Lichtgeschwindigkeit. Wer anderen gegenüber ehrlich sein will, muss einmal tief Luft holen, den Mut zusammennehmen und sich bis auf die Seele ausgezogen im Spiegel betrachten. Anfang Jahr habe ich das – ich geb’s zu, nicht ganz freiwillig – gemacht und merke seither, wie gut mir das selbst tut und wie fruchtbar das im Umgang mit anderen ist. Wer ehrlich ist, hat keinen Grund zu lästern, keinen Grund, etwas zu verbergen und keinen Grund, zu bereuen. Indem ich mir gegenüber ehrlich bin, werden meine Träume sicht- und fassbar. Und obwohl es paradox klingen mag, bin ich viel weniger verwundbar, seit ich meine Schwachstellen offen auf den Tisch lege. Manchmal male ich mir aus, wie es wäre, wenn Ehrlichkeit so ansteckend wäre wie Covid-19.»

Melina Stavrinos, Press Officer Intern at Médecins Sans Frontières (MSF)

 

«Ein eigenartiges Jahr! Auf viele Dinge mussten wir verzichten, viele andere wurden uns erst geschenkt. Gewonnen haben etwa die Akzeptanz des Homeoffice und die Verlegung von selbstverständlich gewordenen Geschäftsreisen und Meetings in den virtuellen Raum. Es wurde uns ein Ausbrechen aus geschäftlichen und privaten Routinen ermöglicht, ein Timeout, ohne uns aktiv von ihnen verabschieden zu müssen. Nehmen wir nun zwingende Einschränkungen an und entscheiden uns für eine Auseinandersetzung mit den neuen Möglichkeiten, gehen wir persönlich gestärkt aus der Krise hervor.

Nutzen wir die sich bietenden Chancen, waren die Opfer derjenigen nicht vergebens, für die die negativen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen der Krise überwiegen. Ich für meinen Teil erfreue mich speziell dem neu gewonnenen Zusammenhalt mit Kollegen, Klienten und anderen Ansprechpartnern. Die Telefonate mit dem Steueramt werden neuerdings kollegial, sobald wir merken, dass wir uns beiderseits im Homeoffice befinden und uns mit den örtlichen Gegebenheiten – eingeschränkter Infrastruktur und anwesender Familie – zu arrangieren versuchen. Privat erfreue mich an einer nun geringeren Anzahl Treffen mit den wichtigen Freunden, die ich aber umso intensiver erlebe.»

Andreas Käppeli, dipl. Steuerexperte und Partner bei Kanzlei im Turm AG

Diesen Artikel teilen