Die Schweiz ist voller Geschichten, Ideen und Inspirationen: Voller Charakterchöpf. Ein Charakterchopf ist jeder auf seine eigene Art und Weise. Es sind Leute wie Sie und ich.

Was bewegt unsere Gesellschaft? Was wünschen wir uns? Worin sind wir besonders gut und was können wir noch besser machen? Charakterchöpf lassen uns an ihren Gedanken teilhaben und geben wertvolle Impulse.

Im Juni 2020 wird eine dreiteilige Spezialausgabe mit insgesamt neun Charakterchöpf veröffentlicht. Sie teilen uns offen und ehrlich ihre Gedanken zur Frage «Durch Corona kann viel mit Leidenschaft Geplantes nicht Realität werden. Welches Vorhaben mussten Sie auf später verschieben? Und warum bleiben Sie trotzdem positiv?» mit.

Die Beiträge sind von den Autoren selbst geschrieben, damit ihre Meinung unverfälscht und authentisch präsentiert wird.

Auf Twitter, Facebook und in unserer Instagram-Story kann während 24 Stunden für den Charakterchopf des Monats gestimmt werden:

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Unsere Charakterchöpf – Teil 2

«Plötzlich radelte ich nicht meine gewohnte Strecke durch London zum Uni Campus, sondern sass ich im Flugzeug zurück in die Schweiz. Meine Abschlussarbeit schrieb ich dann auf dem Wohnzimmersessel statt in der Bibliothek, Präsentationen gab ich per Videokonferenz mit dem Gebell unserer Hunde im Hintergrund und Prüfungen nahm ich nicht mit 3000 anderen Studenten in einem riesigen Saal, sondern alleine bei mir im Zimmer. Mein Studienabschluss lief etwas anders als erwartet, und leider kann ich ihn nicht verschieben. Daher werde ich, wie so viele andere Studenten auch, in diesen ungewissen Zeiten nicht nur ein Studium abschliessen, sondern auch die nächsten Schritte nehmen müssen, ob Arbeit oder ein weiteres Studium. Jedoch bin ich dankbar, dass ich in dieser Zeit in die Schweiz zurückkehren konnte, denn trotz Einschränkungen konnte man sich hier noch frei bewegen, und dem Chaos in England nur aus der Ferne zuschauen muss.

Während meines Studiums in den Neurowissenschaften ist mir besonders aufgefallen wie vielfältig Forschung ist und dass oft nur ein kleiner Bruchteil der Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse und Entwicklungen zum Coronavirus wurden in den letzten Monaten jedoch ausführlich berichtet. Viele Menschen, die sich normalerweise für andere Themen interessieren oder keinen naturwissenschaftlichen Hintergrund haben, konnten sich nun regelmässig mit medizinischen und naturwissenschaftlichen Berichten und Artikeln auseinandersetzen. Dies empfinde ich als einen positiven Aspekt der Situation und hoffe, dass in Zukunft des Öfteren naturwissenschaftliche Themen ein breiteres Publikum erreichen werden.»

Dominica de Thomas Wagner, Studentin

 

«Nachdem wir im vergangenen Herbst mit enorm viel Drive und tollen Inhalten den 110-jährigen Sandstein-Koloss ‹Casino Bern› auf allen Ebenen wieder zum Fahren gebracht haben, kommt natürlich die Corona-Vollbremsung denkbar ungelegen. Erst jetzt hätten im Bereich Kultur die ersten Reaktionen aus Publikum, Medien und Kulturszene verarbeitet und umgesetzt werden können, hätte ein Fine-Tuning der Angebote stattfinden können. Das geht ohne physische Durchführung, ohne Erlebnis im Raum natürlich nicht. Umso mehr schmerzt es natürlich, wenn sich teilweise über zwei Jahre geplante Konzerte in Luft und administrativen Rückbau verwandeln. Aber sehr schnell ist in mir dann auch wieder der ‹Veranstalter› erwacht; es gilt, aus der Situation das Beste zu machen, sich eine positive Dynamik zurechtzulegen. So planen wir im Casino Bern ‹au fur et à mesure›, mit möglichst offenem Visier und kreativen Ansätzen. Niemand weiss, wie im Herbst Konzerte durchgeführt werden können, aber der Druck und das Verlangen, ebendieses zu tun ist vorhanden und so versucht man halt am schmalen Grat entlang von Wirtschaftlichkeit, Kreativität und sich dauernd ändernden Schutzkonzepten etwas auf die Beine zu stellen. Etwas, das begeistert, mobilisiert und dazu beisteuert, dass Menschen kurze Zeit den Alltag vergessen können und vielleicht auch – beflügelt durch erlebte Musik und Emotionen – etwas Positives mitnehmen.»

Nik Leuenberger, Leiter Kultur, Casino Bern

 

«Die Eröffnung unseres neuen Ladengeschäftes Maison Miaki war auf Mitte April geplant. Unser Team hat mit viel Elan auf die Eröffnung hingearbeitet, da war die Enttäuschung gross, dass wir nicht wie geplant eröffnen konnten. Zudem produzieren wir unsere Kleider in Europa, grösstenteils in Italien – die Manufakturen waren über mehrere Wochen geschlossen. Der Umbau musste umorganisiert werden, neue Mitarbeiter konnten nicht wie geplant geschult werden und die gesamte Vermarktung war schwierig umzusetzen. Die Ungewissheit hat die Planung enorm erschwert, gleichzeitig haben uns diese Herausforderungen zu mehr Kreativität gezwungen. Mitte Mai konnten wir den Laden aufmachen und unsere Erwartungen wurden übertroffen. Unser männliches Pendant, der Herrenausstatter Pelikamo, befindet sich nur zwei Hausnummern weiter, und so haben die Kundinnen auch ohne grosse Eröffnungsfeier ihren Weg zu uns gefunden.»

Mia Vadasz, Unternehmerin, Co-Founder Pelikamo, Maison Miaki, Townhouse, Elma & Polina

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