Die Schweiz ist voller Geschichten, Ideen und Inspirationen: Voller Charakterchöpf. Ein Charakterchopf ist jeder auf seine eigene Art und Weise. Es sind Leute wie Sie und ich. Jeder bringt seine Geschichte und seine Ideen mit, die inspirieren und berühren können. Was bewegt unsere Gesellschaft? Was wünschen wir uns? Worin sind wir besonders gut und was können wir noch besser machen? Charakterchöpf lassen uns an ihren Gedanken teilhaben und geben wertvolle Impulse.

Im September 2019 teilen uns drei Charakterchöpf offen und ehrlich ihre Gedanken zum Thema «Wahlkampf 2019 und neue Legislatur - werden die richtigen Probleme angesprochen und Lösungen geliefert?» mit.

Die Beiträge sind von den Autoren selbst geschrieben, damit ihre Meinung unverfälscht und authentisch präsentiert wird.

Auf Twitter und Facebook kann jetzt für den Charakterchopf des Monats abgestimmt werden:

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«Die grösste Herausforderung unserer Gegenwart ist der Klimawandel. Und leider beschäftigte sich damit bisher nur ein links-grünes Drittel unseres Parlaments. Diese Untätigkeit ist in zweierlei Hinsicht gefährlich: Erstens verpassen wir es, unseren Beitrag als reiches Industrieland zu leisten. Klar: allein schaffen wir es nicht, aber wenn wir die Augen verschliessen und die Hände in den Schoss legen – wer sollte dann an unserer Stelle tätig werden? Zweitens: unsere Untätigkeit schadet vor allem den jungen Menschen, die die Welt, die wir ihnen hinterlassen, länger bewohnen werden als wir. Letzte Woche war ich bei den Klimaprotesten in New York und habe mit vielen von ihnen gesprochen: Ihr Frust ist mit Händen greifbar! Die Jungen radikalisieren sich, haben zum Teil beängstigende politische Ideen – und wir müssen aufpassen, dass wir sie nicht völlig verlieren. In diesem Sinne: CO2-Ausstoss braucht einen Preis, und wir sollten bereit sein, ihn zu zahlen! Es wäre wünschenswert, wenn sich auch das sogenannt bürgerliche Lager, aus dem ich komme, endlich seriös mit dem Thema befasste. Denn: Es gab einmal eine Zeit, da hat man auch hier Ehrfurcht vor den Grundlagen des Lebens gehabt – und zwar nicht nur, wenn es gerade ‚grün‘ und en vogue war.»

Thomas Bergen, CEO getAbstract

Foto: Ivo Näpflin

 

 

«Was ist ‚richtig‘? Das Schöne in der Schweizer Politik: Mit etwas Engagement und vereinten Kräften kann jede und jeder Probleme und Lösungen auf die politische Agenda bringen, die ihr oder ihm wichtig und richtig erscheinen. Das muss so bleiben. Mir scheint, dass überhaupt Wahlen stattfinden und eine neue Legislatur beginnt, wird in der Schweiz manchmal als zu selbstverständlich betrachtet. Die direkte Demokratie braucht Menschen, die sie bewusst leben.

Ob die heute schon präsenten Themen wie demografische Veränderungen, Klimaherausforderungen, die Beziehung der Schweiz zur Welt, Gleichstellungsfragen, Fragen aufgrund technischer Entwicklungen, Altersvorsorge, Gesundheitskosten oder Themen, von denen wir heute noch gar nichts wissen – entscheidend ist für mich nicht nur, dass sie diskutiert werden. Sondern vor allem auch wie sie diskutiert werden. Blockaden in politischen Diskussionen bauen sich so schnell auf, dass die Türen dahinter gar nie gesehen werden. Ich wünschte mir, dass die politischen Gegenüber sich mehr mit Perspektiven ausserhalb der eigenen Sphäre auseinandersetzen, mehr zuhören und mehr erklären würden. Wirklich neue Ideen und Lösungen entstehen oft erst wenn Menschen mit unterschiedlichen Realitäten aufeinander zu statt voneinander weg gehen und sich ehrlich darüber austauschen. In einer offenen demokratischen Diskussionskultur, in der jede Generation mitredet und gehört wird.»

Stefanie Bosshard, Geschäftsleiterin Dachverband Schweizer Jugendparlamente (DSJ)

Foto: Ruben Ung

 

 

«Die brennenden Themen unseres Jahrhunderts betreffen den Planeten, nicht einzelne Nationen. Vom Schweizer Wahlkampf 2019 wünsche ich mir deshalb, dass innenpolitisches Gerangel möglichst schnell beiseite gelegt wird und die politischen Kräfte gebündelt für unsere planetarischen Aufgaben eingesetzt werden. Die Schweiz hat beste Voraussetzungen, eine globale Führungsposition für eine lebenswürdige Zukunft einzunehmen - in Klima und Umweltfragen, in der ethischen Gouvernanz neuer Technologien, in der Friedensdiplomatie und der Stärkung demokratischer, humanitärer und multilateraler Institutionen, um nur einige zu nennen. Das wäre im Interesse aller BürgerInnen, unabhängig von ihren Werten - ob Freiheit, Sicherheit oder Solidarität. An der Urne wird sich zeigen, ob wir diese Chance erkennen oder uns weiter von Identitätspolitik, Angstmacherei und kurzfristigen Partikularinteressen leiten lassen.


Die globalen Herausforderungen sind jedoch zu dringlich, um sich allein auf das Schweizer Parlament zu verlassen. In meiner täglichen Arbeit bei foraus setze ich auf ein internationales Netzwerk von DenkerInnen, die gemeinsam konstruktive Lösungen erarbeiten und Impact über nationale Grenzen hinaus erreichen. In den letzten Jahren haben wir ein international wachsendes 'Open Think Tank Network' aufgebaut. Die digitale Innovationsplattform Policy Kitchen erlaubt es uns, Perspektiven aus allen Ecken der Welt in den globalen politischen Diskurs einzubinden. Den Beweis haben wir dieses Jahr mit einem partizipativen Prozess zu künstlicher Intelligenz erbracht, an dem sich diverse Stimmen aus vier Kontinenten beteiligt haben. Die so gewonnenen Handlungsempfehlungen unterbreiten wir direkt den relevanten EntscheidungsträgerInnen - ob in Bern, Genf, Brüssel oder Silicon Valley.»

Jonas Nakonz, Project Manager foraus

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